Klangräume: Orientierung und Beziehung
Vom Anfang unseres Lebens an entwickeln wir auf der Suche nach Orientierung und Beziehung ein lebendiges Hören. Waches Zuhören und aufmerksames Lernen fördern Entwicklung, Persönlichkeit und Kreativität – so entsteht das „Tor zum Hören“.
Das Ohr als Tor zum Leben
Der Gehörsinn ist bereits viereinhalb Monate vor der Geburt vollständig ausgebildet, und der Hörnerv funktioniert. Wenn das Kind geboren wird, ist der Hör- und Gleichgewichtssinn der am meisten entwickelte Körpersinn.
Besonderes wichtig für das Baby ist die Stimme der Mutter, außerdem ihr Herzschlag und Atemrhythmus. Der Fötus nimmt Melodie, Rhythmus und Stimmung genau wahr und reagiert darauf. Und er entscheidet: Bin ich in Sicherheit, wenn ich höre? Will ich alles hören? Kann ich vertrauen? Da der Fötus im Wasser schwimmt, hört er nur oberhalb von 8000 Hertz. Nach der Geburt muss sich sein Ohr auf die Frequenzen der Luft umstellen, was mehrere Wochen dauert.
Diese Umstellungsphase ist sehr anfällig für die verschiedensten Störungen, und diese wirken sich meist auch psychisch aus. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Ursachen der meisten psychologischen Störungen in den ersten Lebensetappen zu finden sind (Fötusphase, Beginn der Beziehung zur Mutter, Geburt, Ankunft im Leben).
Das Ohr als Tor zum Körper
Im Innenohr sind zwei Systeme miteinander verbunden: Die Hörschnecke nimmt Schallwellen auf und leitet sie weiter. Das Gleichgewichtsorgan ist mitverantwortlich für Körperhaltung, Körperbild, Orientierung im Raum und Motorik.
Vor allem das Hören rhythmisch betonter, tiefer Frequenzen löst eine Mitreaktion im Gleichgewichtssystem und im Kleinhirn aus. Wir beeinflussen also über das Ohr (z. B. mit Musik) auch die Körpermotorik.
Das Ohr als Hörorgan
Als Hörorgan kontrolliert das Ohr den sprachlichen und stimmlichen Ausdruck. Sprechen, Kommunizieren, Singen, Lesen und Schreiben ist vom richtigen Funktionieren des Hörsinns abhängig.
Die Ohrmuschel fängt Geräusche von außen in Form von Schallwellen auf. Von dort werden sie wie in einem Trichter durch den Gehörgang zum Trommelfell geführt. Der Schall wird über das Trommelfell auf die im Mittelohr befindlichen Gehörknöchelchen und von dort zum Innenohr übertragen.
Die Gehörknöchelchen tragen wegen ihrer Form die Namen Hammer, Amboss und Steigbügel. Im Innenohr, das wegen seiner Spiralform auch Hörschnecke genannt wird, wandeln Haarzellen die Schallschwingungen in elektrische Impulse um.
Hörnerven leiten die Impulse an das Gehirn weiter, das dann letztendlich die Geräusche identifiziert, zum Beispiel als Sprache, Musik, Vogelgezwitscher oder Telefonklingeln.
Das Ohr als Gleichgewichtsorgan
Als Sitz des Gleichgewichtsorgans steuert und koordiniert das Ohr Bewegungsabläufe des Körpers und ist mitverantwortlich für die aufrechte Haltung des Menschen. Es führt die Augen beim Lesen sowie den Arm, die Hand und die Finger beim Schreiben. Geräusche und Töne werden im Raum geortet, Zeit- und Rhythmusgefühl sowie räumliches Vorstellungsvermögen werden durch das Ohr gesteuert.
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